Unser Monat der Besonderheiten aus der Ausstellung "Caravaggio & Bernini" endete im Dezember, aber wir konnten es nicht lassen und zeigen ein weiteres Objekt aus dieser erstaunlichen Ausstellung :) Sie können die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien bis zum 20. Januar 2020 besuchen, aber wenn Sie es nicht können, können Sie sich unsere Angebote im DailyArt-Archiv ansehen :) Viel Spaß!
Ein gutaussehender junger Mann greift nach den saftigen Kirschen vor ihm und wird von einer Eidechse überrascht, die aus dem Schatten springt und ihn beißt. Schockiert schnappt er sich die Hand zurück und sendet einen kleinen Schrei von Schmerz und Erstaunen. Die plötzliche Bewegung lässt sein Hemd verrutschen und offenbart sinnlich seine rechte Schulter - ein Detail, das Caravaggio bewusst hervorhebt. Körperlicher Charme, Begehren, Empfindungen von Erstaunen bis Schmerz - bei all dem erscheint die Bildnarrative wie ein Kaleidoskop von Anregungszuständen, die gleichzeitig vom Protagonisten verkörpert werden.
Die Faszination dieses Gemäldes liegt also weniger in der Fülle symbolischer oder allegorischer Interpretationen, die auf es angewendet werden können, als in der enorm exzentrischen Darstellung des Zusammenspiels von körperlicher Sensibilität, leidenschaftlicher Agitation und impulsiver Bewegung.
Caravaggios Junge nähert sich dem Zuschauer und nutzt diese Unmittelbarkeit, um das vorgetäuschte Grauen, das sich durch Gesicht und Körper ausdrückt, theatralisch darzustellen: Sein rechter Arm und seine geschwungene Schulter sollen das körperliche Gefühl des Schocks betonen, während die Spannung in der ausgeprägten Ausbreitung der Finger vermittelt wird, die Bewegung als Ganzes durch die Falten des Hemdes mit übertriebener Nervosität betont wird; selbst die Stirn des Jungen ist mit tiefen Furchen durchzogen. Noch mehr noch, der in einer Verteidigungsgeste erhobene linke Arm verkörpert den Schrecken als Triebkraft für Körper und Seele: Hier gipfelt der Horror in der Hand, die so belebt ist, dass sie ein Eigenleben anzunehmen scheint. Der Junge starrt direkt auf seinen Gegenüber, als ob er mehr vom Betrachter als vom zierlichen Reptil schockiert wäre - und man darf durchaus davon ausgehen, dass der Biss der Eidechse als Scherzo gedacht war.
Das Gemälde ist eine Provokation, und die Existenz vieler verschiedener Realisierungen des von ihm inspirierten Subjekts beweist, dass das Bildkonzept gerade aus diesem Grund erfolgreich war.
Wir sehen uns morgen!
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P.S. Weißt du, wie Caravaggio gestorben ist? Die Antwort ist nicht einfach. Überprüfen Sie es hier.
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