Junimorgen bei Pontoise by Camille Pissarro - 1873 - 78 x 115 cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Junimorgen bei Pontoise by Camille Pissarro - 1873 - 78 x 115 cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Junimorgen bei Pontoise

Öl auf Leinwand • 78 x 115 cm
  • Camille Pissarro - 10. Juli 1830 - 13. November 1903 Camille Pissarro 1873

Dieses Bild wurde 1874 in der legendären ersten Impressionistenausstellung im Atelier des Fotografen und Maler Nadar gezeigt. Die Kritiker*innen übertrafen sich gegenseitig mit spöttischem Gelächter. Pissarros einfaches Gemälde wurde damals als eine Beleidigung aufgenommen: Sein Motiv vertrat keine „klassischen” Positionen; Objektivität wurde durch das subjektive Empfinden eines Sommertages ausgetauscht. Pissarro hatte weder präzise Studien gemacht, noch komponierte er sein Gemälde im Atelier nach konventionellen Regeln. Es wurde im Freien angefertigt, schnell angelegt und rasch gemalt. Pissarro missachtete die Regeln der Farb- und Zentralperspektive. Stattdessen löste er die Linien in Lichter auf, verwandelte die Realität in harmonisch verstreute Farbtupfer und entwickelte Farbflächen. Kritiker*innen konnten daher einfach behaupten, dass Pissarros Bilder weder Oben noch Unten, weder Vorne noch Hinten hatten. Heute schauen wir darauf mit einem Lächeln zurück. 

Ein Feldweg schneidet sich durch reifende Kornfelder. Während die linke Seite, von Klatschmohn belebt, dem Pfad folgt und sich in der Tiefe verliert, ist das Feld auf der gegenüberliegenden Seite parallel zum Bildraum angelegt. Die Kollision von nahen und entfernten Raumebenen wird stark durch rhythmische Intervalle betont. Der schmale Horizont war Pissarro wichtig. Er belebte die Hügel mit einer Pappel, einer Gruppe Bauersleuten, einem Wasserspeicher, Häusern und kleinen Bäumen. Blasse Töne und etwas breitere, weiche Pinselstriche charakterisieren die in Dunst gehüllten Berge und trennen sie von dem detaillierten Vorder- und Hintergrund. Der Himmel nimmt die Hälfte des Bildes ein. Die Wolken bewegen sich in die Weite, so dass sich die Betrachtenden – genau wie Pissarro – fühlen, als ständen sie mitten im Bild. 

Die Ausgewogenheit der Komponenten und die Schlichtheit des Ganzen vermitteln den Eindruck von Ruhe und Harmonie. Es gab auch Freunde der Impressionist*innen unter der damals so empörten Öffentlichkeit, die dafür empfänglich waren. Im Jahr 1874 schrieb der Kunstkritiker Jules-Antoine Castagnary mutig über Pissarros Gemälde: „In seinem Junimorgen muss man unvoreingenommen die Kraft, mit der er die verschiedenen Teile der Landschaft anordnet, und die meisterliche und harmonische Ausgewogenheit des Zusammenspiels loben.” Pissarro wollte die atmosphärischen Gefühlswerte in sein Gemälde übersetzen. Sein Ziel war es, die Impression der Landschaft an einem frühen Sommermorgen einzufangen; diese sonnenbeschienene Landschaft vor Paris wird zu einer Darstellung der Wärme selbst. 

Das heutige Werk präsentieren wir in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

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PS: Seid ihr Impressionismus-Fans? Hier findet ihr alles, was ihr über die berühmten Künstler*innen und Gemälde der Bewegung wissen müsst!