Portrait von Madeleine

Das Porträt von Madeleine von Marie-Guillemine Benoist ist eines der interessantesten Gemälde in der Galerie des Louvre, die den Gemälden von Jacques-Louis David und seinen Schülern gewidmet ist. Das Gemälde zeigt eine junge schwarze Frau, die in einem Sessel sitzt. Mit der Entscheidung, eine farbige Frau zu malen, wählte Benoist ein damals ungewöhnliches Motiv für ein Porträt und griff ein politisch brisantes Thema auf. 

Das Bild wurde im Pariser Salon gezeigt, der wichtigsten Ausstellung der Epoche. Das Porträt von Madeleine richtete sich nach den Konventionen der Porträtmalerei und der um 1800 in Frankreich vorherrschenden neoklassizistischen Ästhetik. Die entblößte Brust unterstreicht den Kontrast zwischen Haut und Stoff: Eine überzeugende Ausarbeitung von Hautfarben war entscheidend für die Porträtmalerei und in der europäischen Tradition galt die Haut von „Äthiopiern” (wie Afrikaner*innen häufig genannt wurden) bereits seit dem 16. Jahrhundert als besonders schwierig zu malen. Benoists Werk ist eine eindrucksvolle Demonstration ihrer Fähigkeiten als Porträtmalerin. 

Über die Geschichte des Modells ist nichts bekannt, allerdings kennen wir dank der jüngsten Forschung ihren Namen. Man nimmt an, dass Madeleine vom Schwager der Künstlerin, einem Schiffszahlmeister und Beamten, von der Insel Guadeloupe nach Frankreich gebracht wurde. Wahrscheinlich wurde sie als Sklavin in der Kolonie geboren und durch das Revolutionsdekret von 1794, mit dem die Sklaverei abgeschafft wurde, befreit, vermutlich war ihr tatsächlicher Status aber nicht eindeutig. Ganz gleich ob sie nun als Sklavin oder Bedienstete nach Frankreich gebracht wurde: Sie hätte – anders als modische Frauen, die ihre Porträts in Auftrag gaben – wohl wenig Einfluss darauf gehabt, wie Benoist sie darstellte. 

Die heutige Geschichte ist Teil unserer Feierlichkeiten rund um den Women's History Month. :) 

PS: Obwohl Schwarze mindestens seit dem 16. Jahrhundert zahlreich in Europa leben, sind ihre Porträts sehr selten in der Geschichte der europäischen Kunst. Hier könnt ihr mehr über schwarze Modelle in der europäischen Kunst lesen.

PPS: Habt ihr schon unsere Produktpalette rund um Künstlerinnen gesehen? Schaut sie euch hier an!