Ein nachdenkliches Mädchen

Das Gemälde ist ein herausragendes Beispiel für den klassischen Geist und die Poesie, mit der Corot seine schönsten Figurenbilder der 1860er Jahre durchtränkte. Die Pose und die Gestaltung der Figur erinnern an die ikonischen Frauenfiguren der Renaissance. Corot mildert ihre Monumentalität mit einer nachdenklichen Intimität, die von den niederländischen Meistern des siebzehnten Jahrhunderts stammt. Doch ihr geheimnisvoller Ausdruck ist der einer sehr realen Frau, nicht der eines idealisierten "Typs", und ihr schwer fassbarer Blick verleiht ihr eine psychologische Komplexität. Es waren seine Reisen nach Italien in den Jahren 1825-28, 1834 und 1843, die Corots unverwechselbare italienische Bauernmädchen inspirierten. Corot war davon begeistert: "In ihnen sah ich die Schönheit des Lebens. Diese Schönheit ist in jedem Geschöpf, es ist alles, was atmet und vom Licht durchdrungen ist".