Pierre Bonnard
"Zeichne Deine Freuden, male Deine Freuden und drücke Deine Freuden intensiv aus", sagte Pierre Bonnard, der Maler des heutigen Bildes.
Bonnards Modell für Akt in der Badewanne war Marthe de Méligny, ehemals Maria Boursin (1869-1942), die von 1893 bis zu ihrem Tod die Lebensgefährtin des Künstlers war. Das Paar heiratete im Jahr 1925, dem Jahr, aus dem dieses Bild stammt. Bonnard malte Marthe im Laufe seiner Karriere über 300 Mal, und viele dieser Bilder zeigen sie bei der Vorbereitung aufs Baden, beim Eintauchen in die Badewanne oder beim Heraussteigen aus dem Bad. Das Motiv der badenden Frau lässt sich nicht nur in Bezug auf die Faszination des Künstlers für das Thema Marthe verstehen, sondern auch im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit, da sie im Rahmen der Behandlung ihrer Tuberkoleseerkrankung häufig baden ging.
Dieses Gemälde Akt in der Badewanne ist die letzte von Bonnards Studien zu diesem Thema; es ist einer der großen Akte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Kühnheit der Farbe, die das reife Werk des Künstlers kennzeichnet, zeigt sich in dem schillernden Mosaik aus Orange, Gelb, Pink, Blau, Violett und Grün. Die Originalität von Bonnards chromatischer Kühnheit ist in diesem Gemälde nahezu gleichbedeutend mit dem Bildkonstrukt, in dem Perspektive und Volumen verleugnet werden und Formen gestapelt werden, um über die flache Ebene der Leinwand zu schweben. Bonnard transformierte diese häusliche Umgebung mit ihrem behaglich zusammen gerollten Familien-Dackel in eine exotische Szenerie, in der eine junge Frau in einer perlmuttfarbenen Wanne schwebt, wobei ihr Fleisch die opalartig schillernden Farben, die sie umgeben, widerspiegelt. Das Ergebnis ist eine sinnliche, traumhafte und private Atmosphäre.