Egon Schiele
Provokative Bildinhalte, wie die Verletzung klerikaler Moralvorstellungen in der skandalösen Umarmung von Kardinal und Nonne, zeugen von Egon Schieles ungestümen Drang zur Erneuerung, in dem er radikal mit Traditionen bricht, auch über formale Fragen der Kunst hinaus. Die Beziehung des Paares zueinander, verstärkt durch die starre Formstruktur, könnte den Eindruck erwecken, dass Schiele Gustav Klimts berühmtes Gemälde Der Kuss paraphrasierte. Der schockierte Gesichtsausdruck der Nonne hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Schieles Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter von 1912. Andererseits scheinen die nackten Beine des Kardinals direkt aus einem früheren Aquarell zu zitieren, in dem Schieles Partnerin Wally Neuzil mit nackten Beinen auf dem Boden kniet. Daher scheint es, dass Schiele beabsichtigte, seine und Wallys Identitäten auf den Kardinal und die Nonne anzuwenden, wenn auch in umgekehrten Rollen.
Wir präsentieren dieses Bild in Zusammenarbeit mit unserem beliebten Leopold Museum in Wien, das eine großartige Sammlung von Schieles Werken besitzt :)
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