Löwin mit einem offenen Auge

Wie viele Künstler ihrer Zeit kopierte Giovanna Garzoni, eine meiner liebsten Barockmalerinnen, Zeichnungen und Gemälde anderer Künstler und fügte der Geste oder dem Ausdruck des Motivs oft einen Hauch von Originalität hinzu. Heute zeigen wir Garzonis Kopie eines Blattes mit Tier- und Landschaftsskizzen von Albrecht Dürer – vermutlich in der Sammlung von Inigo Jones und kopiert, als Garzoni in England war. Eine schlafende Löwin, die in den Dürer-Zeichnungen abgebildet ist, wurde von der Künstlerin exakt kopiert, mit kleinen, aber amüsanten Varianten: Garzoni betont das eine offene Auge der Löwin und vertieft die Linien ihres Mundes zu einem Quasi-Lächeln.

Garzoni ist ein Name, den man sich während des Monatas der Frauengeschichte merken sollte. Nachdem sie am Hofe der Medici gedient hatte, beschloss sie, sich 1651 in Rom niederzulassen, wo sie weiterhin für den Florentiner Hof arbeitete. Sie besuchte die berühmte Accademia di San Luca, wo sie Veranstaltungen und Diskussionen verfolgte, die darauf abzielten, Maler, Architekten und Bildhauer Roms zu lehren, zu sozialisieren und zu professionalisieren. Es wird von mehreren Historikern angemerkt, dass Garzonis Stücke von der Öffentlichkeit gut aufgenommen wurden; sie konnte jeden Preis für ihre Bilder verlangen.

PS: Hier sind vier Hofmalerinnen, die ihr (bis jetzt) noch nicht kanntet :D

PPS: Garzoni kommt mit ihren fantastischen Zitronen auch in unserem Künstlerinnen-Notizbuch vor :)