Egon Schiele
Als ich dieses Gemälde zum ersten Mal sah, war ich schockiert, wie modern diese Person aussieht … wie ein Wall-Street-Yuppie aus den 1980er Jahren! Aber vielleicht hätte ich davon nicht so schockiert sein sollen, denn es wurde von Egon Schiele gemalt. Seine Werke sind bekannt für ihre Intensität, gewundene Körper und ausdrucksvolle Linien. Heute feiern wir den Jahrestag seiner Geburt im Jahr 1890, aber wir müssen die heutige Geschichte mit seinem Tod beginnen.
Da Schiele im Alter von nur 28 Jahren während der Influenza-Pandemie im Jahr 1918 vorzeitig verstarb, blieb dieses Porträt seines Freundes Albert Paris von Gütersloh (1887–1973) unvollendet. Trotz seines unvollständigen Zustands ist dieses Gemälde ein eindringliches Beispiel der österreichischen Porträtkunst. Gütersloh – ein versierter Maler, Schriftsteller, Schauspieler, Produzent und Bühnenbildner – verfasste im Jahr 1911 die erste kritische Studie von Schieles Werk. Schiele, der den bemerkenswerten Intellekt und die künstlerische Bandbreite seines Freundes zutiefst bewunderte, wollte ihn als eine visionäre, kreative Kraft darstellen. Mit erhobenen Händen, in einer Pose, die sowohl Attraktion als auch Abwehr andeutet, einem starren Blick und einem angespannten Körper, wird Gütersloh in dem Moment künstlerischer Inspiration gezeigt.
Ein wundervolles Porträt!
PS: Schieles Kunst ist voller Körper in gewundenen, unnatürlichen Posen, die innere menschliche Anspannung ausdrücken. Schau dir an, wie Schieles Kunst Sexualität manifestiert.
PPS: Sieh dir andere Werke von Schiele an, die Teil unseres undatierten Planers – Wiener Sezession sind. :)