Junge Frau mit Perlenkette

Wir setzen unseren besonderen Monat mit der Sammlung der Alten Nationalgalerie und der Gemäldegalerie (Staatliche Museen zu Berlin) in Berlin mit diesem erstaunlichen Vermeer fort <3

Eine junge Frau steht an einem Tisch und schaut in einen Spiegel, um ihre Perlenkette zu arrangieren. Durch das Bleiglasfenster flutet Licht in den Raum. Das Gelb des Vorhangs und der pelzbesetzten Jacke, aber auch die nackte, weiße Wand - ein Meisterwerk reiner Malerei in den feinen Nuancen ihres Kolorits - erzeugen ein intensives Farbgefühl, das durch den dunklen, blauschwarzen Vordergrund zusätzlich verstärkt wird. Vermeer ist einer der berühmtesten niederländischen Künstler, obwohl sein Oeuvre nur etwa fünfunddreißig Gemälde umfasst. Er benutzte die Perspektive als wichtiges kompositorisches und expressives Mittel. Hier liegt der Fluchtpunkt knapp über der Tischplatte und damit unter der Augenhöhe des Dargestellten. Dadurch entsteht eine Art Froschperspektive, die hilft, die Figur und die Gegenstände zu monumentalisieren. Die Wirkung der Tiefe erreicht Vermeer, indem er den Bildrand durch den Stuhl schneiden lässt und damit auch das Gefühl der Intimität verstärkt. Nahaufnahmen wie diese von Menschen, die ihrem täglichen Leben nachgehen, sind ein beliebtes Thema für Vermeer. Die kahle Wand wird zu einem Spannungsfeld, das zwischen der Frau und dem Spiegel vermittelt und ihren Blick intensiviert. Dieses Motiv in der niederländischen Malerei lässt sich bis zu Hieronymus Bosch zurückverfolgen. Der Spiegel galt als traditionelles Symbol des Stolzes und beschwor die Kleinlichkeit und Vergänglichkeit der weltlichen Dinge herauf. Die Perlen sind ein kostbarer Besitz, der auch mit Eitelkeit assoziiert werden kann.

P.S. Hier sind die verzweifelten Hausfrauen des Vermeers :D